Dr. med. univ. Nicole Caroline Haas
Fachärztin für Plastische und Ästhetische ChirurgieDie Nachfrage für den ästhetischen Eingriff einer Bauchdeckenstraffung hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Um das individuelle Körperbild zu verbessern und das Selbstbewusstsein zu stärken, wird oft eine straffe Bauchdecke angestrebt.
In unserem exklusiven info Medizin Interview sprechen wir mit der Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Dr. med. univ. Nicole Caroline Haas, genauer über die Bauchdeckenstraffung in München. Dabei gehen wir auf häufige Fragen, die bei Patienten im Zusammenhang mit diesem operativen Eingriff aufkommen, ein.
Es handelt sich um einen ästhetischen Eingriff, bei dem überschüssige Haut und Fett im Bauchbereich entfernt werden, um eine straffere, harmonische und definierte Kontur zu erreichen. Die Indikation besteht beispielsweise dann, wenn nach größeren Gewichtsschwankungen oder nach einer Schwangerschaft das Haut- Weichteilgewebe nicht mehr in seine ursprüngliche Form zurückkehrt und schlaff herabhängt.
Die gewählte Methode ist in Abhängigkeit des zu straffenden Areals zu sehen. Bei weniger ausgeprägten Befunden ist manchmal schon eine reine Unterbauchstraffung ausreichend, die ggf. mit einer Liposuction kombiniert werden kann. Sollte auch ein Hautüberschuss oberhalb des Nabels bestehen, muss die komplette Bauchdecke gestrafft werden. Hierbei verläuft die Narbe im Bereich des Übergangs Schamhügel / Unterbauch und innerhalb des Nabels. Wenn der rein vertikale Straffungsvektor nicht ausreichend ist, kann eine Bauchdeckenstraffung in “Fleur de lis” Technik Anwendung finden. Hierbei entsteht eine ankerförmige Narbe. Ich persönlich bevorzuge narbensparende Methoden, so dass die "Fleur de lis” Technik in den seltensten Fällen zu Anwendung kommt. In Kombination mit einer Liposuction kann die gesamte Kontur zusätzlich optimiert werden.
Nachteil der Bauchdeckenstraffung ist der relativ große Eingriff mit längerer Konvaleszenzphase und erforderlicher körperlicher Schonung. Zudem entsteht eine Narbe, die allerdings gut unter der Unterhose oder Badehose verborgen werden kann. Wenn jedoch die Hauterschlaffung im Vordergrund steht, ist die chirurgische Straffung die effektivste Methode, um wieder einen straffen und attraktiven Bauch zu erlangen. Konservative Methoden bieten bei Weitem nicht dieselben Resultate. Erschlaffte Haut kann leider auch nicht durch gezieltes Training verbessert werden.
In der Regel ist es nach der Schwangerschaft sinnvoll, ein ganzes Jahr abzuwarten, da hier die körpereigene Rückbildung noch möglich ist. Wenn gestillt wurde, sollte nach Ende der Stillzeit eine Wartezeit von 6 Monaten eingeplant werden. Es ist dennoch sinnvoll, sich frühzeitig beraten zu lassen, wenn man mit den körperlichen Veränderungen nach der Schwangerschaft unzufrieden ist. Die Aussicht, sich nicht tatenlos abfinden zu müssen, kann oftmals schon die Lebensqualität deutlich verbessern.
Vorbereitende Untersuchungen sind zum Ersttermin nicht erforderlich. Bei diesem Besuch geht es vor allem darum, die Wünsche und Vorstellungen meiner Patientinnen und Patienten zu besprechen und zu verstehen, ob diese auf Grund der anatomischen Gegebenheiten umsetzbar sind. Dabei spielt der Faktor Bindegewebe eine große Rolle. Ich erkläre angewandte OP Techniken, Vor- und Nachteile, sowie verbundene Risiken. Danach wird ein Behandlungsplan und ein Kostenvoranschlag erstellt.
Ich persönlich bevorzuge, dass meine Patientinnen und Patienten erst einmal Bedenkzeit bekommen und die vielen Informationen verarbeiten können. Bei einem 2. Termin gehen wir in die OP Vorbereitung. Dieser Termin findet ca. 2-3 Wochen vor der geplanten OP statt und es wird ein Laufzettel ausgehändigt, auf dem die erforderliche Vorbereitung, in der Regel ein Gesundheitscheck beim Hausarzt, eine Blutabnahme und ein EKG, aufgelistet sind. Nach der Operation sind meine Patienten eng eingebunden, damit ich Ihnen eine optimale Nachsorge bieten kann. Jeder Patient erhält zudem eine schriftliche Anleitung, wie man sich nach dem Eingriff verhalten darf.
Die OP dauert ca. 2 - 3,5 Stunden, je nach Befund. In der Regel wird zuerst Fett abgesaugt, um die Konturen perfekt ausarbeiten zu können. Dann wird ein Schnitt im Übergang Schamhügel/ Unterbauch gesetzt und das Weichteilgewebe oberhalb der Muskelfaszie bis zum Rippenbogen abgehoben. Der Bauchnabel wird hierbei freigelegt. Sobald die Bauchdecke gelöst ist, wird die Patientin/ der Patient in 45 Grad aufgesetzt und ausgemessen, wieviel Gewebsüberschuss besteht. Dieser Gewebsüberschuss wird entfernt und im Anschluss der Nabel an geeigneter Stelle ausgeleitet. Wenn eine Muskellücke zwischen der geraden Bauchmuskulatur, eine so genannte Rectusdiastase, diagnostiziert wurde, kann eine Fasziendoppelung durchgeführt werden. Durch korsettähnliche Nähte wird die Muskulatur wieder angenäht. Die Faszie, die über dem Muskel liegt und diesen einhüllt wird dabei gedoppelt. Am Ende der Operation werden die Wunden mit selbstauflösenden Nähten verschlossen.
Risiken schließen unter anderem Wundheilungsstörungen, Schwellung, Schmerzen, Infektion, Blutung, Taubheitsgefühl und schlechte Narben ein. In seltenen Fällen kann ein Serom (Flüssigkeitsansammlung in der Wundhöhle) entstehen, das dann punktiert werden muss. An den Narbenenden können kleine Eselsohren oder Falten entstehen, die im Verlauf korrigiert werden können. Das beste Mittel, Risiken zu minimieren, ist die körperliche Schonung und das konsequente Tragen der Kompressionswäsche. Zur Prophylaxe gegen Schwellung, Schmerzen und Infektion erhält der Patient ein Rezept für Schmerzmittel, Magenschutz und ein Antibiotikum.
Ich persönlich bevorzuge einen minimalinvasiven Umgang mit dem Gewebe und narbensparende Techniken. Bei der klassischen Bauchdeckenstraffung entsteht eine Narbe im Bereich des Nabels, die ich, wann immer es möglich ist, im Nabel platziere und eine Narbe im Bereich der Bikinizone. Diese ist in angezogenem Zustand unter der Unterhose oder Badehose/ Bikinihose gut verborgen.
Über eine Haltbarkeit ist schwer Aussage zu treffen, da die Beschaffenheit des Bindegewebes, zukünftige Gewichtsschwankungen oder eine erneute Schwangerschaft eine große Rolle spielen. Generell ist zu sagen, dass der Gewebsüberschuss komplett und definitiv entfernt wird und auch keine große Veränderung zu erwarten ist, wenn man weiterhin auf einen gesunden Lebensstil achtet. Natürlich kann aber durch die Hautalterung auch im Bauchbereich das Gewebe über die Jahre zunehmend an Spannkraft verlieren.
Die Narbe ist nach ca. 14 Tagen stabil, so dass zu diesem Zeitpunkt die Nahtenden entfernt werden können. Ergebnisse sind sofort sichtbar, allerdings wird die Bauchdecke in den ersten 12 Monaten immer mehr an Definition zunehmen. Auch die vollständige Narbenreife ist erst nach 12 Monaten abgeschlossen.
Nach der Bauchdeckenstraffung ist eine mehrwöchige Schonzeit erforderlich, in der jegliche Belastung oder Zug auf die Bauchregion vermieden werden sollte. Auf Sport und schweres Heben ist für 4 - 6 Wochen zu verzichten. Kontaktsportarten und direktes Bauchmuskeltraining sind erst nach 3 Monaten wieder freigegeben. Leichte berufliche Tätigkeiten ohne Belastung der Bauchregion können bereits nach 1 - 2 Wochen wieder aufgenommen werden. Um die Heilung zu unterstützen, ist Kompressionswäsche erforderlich, die gleichmäßigen Druck auf die Bauchregion ausübt. Diese wird in den ersten 3 Wochen rund um die Uhr getragen, in den folgenden 3 Wochen lediglich tagsüber. Die frischen Narben sollten im ersten Jahr konsequent vor der Sonne geschützt werden, um einer dunklen Pigmentierung der Narben entgegenzuwirken.
In der Regel haben die Patientinnen und Patienten, bevor sie sich zum Thema Bauchdeckenstraffung informieren, bereits die meisten konservativen Methoden wie Sport und Ernährungsumstellung ausgeschöpft und finden sich in einer Sackgasse wieder. Das ist auch vollkommen normal, da diese Methoden zwar auf die Verbesserung von Muskelmasse und Fettanteil abzielen, aber leider die Qualität des Bindegewebes nicht wesentlich verbessern können. Bei schwach ausgeprägten Befunden können minimalinvasive Straffungsverfahren zielführend sein.
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